Sagenstark. Das Gespenst von Mitlödi

Das Gespenst von Mitlödi

Das Ferienhaus meiner Gotte steht in Mitlödi unter der senkrechten Wand des Vorderglärnisch. Meine Gotte meinte, als ich ein Kind war, unter dieser Felswand fühle sie sich sicher. Ich wunderte mich, dass sie sich fürchten konnte, sie war nämlich eine energische Frau.

Ihr Haus ist ein kleines beiges Würfelchen mit einer nett dreinblickenden Augenzahl, jedoch ein wenig einsam inmitten des grünen Hanges. Im Tiefparterre wohnten die Knobels, die ich ins Herz geschlossen hatte, weil sie so schön glarnerten und weil die Frau Knobel so eine helle, lachende Erscheinung war. Merkwürdig fand ich, dass die Knobels im Keller lebten …weiterlesen

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Der Lindwurm

Sie spazierte zur Linner Linde und schaute übers Land. Auf der gegenüberliegenden Hügelkette ragte die Habsburg aus dem rotgoldenen Herbstwald. Die Abendsonne liess die Farben geradezu explodieren. Die Ruine stand wie erloschen in diesem Feuer.

Alles war übers Jahr gekeimt und gereift und schien nun in Flammen zu stehen. Alles ausser der Burg und ihr selbst. Der Schatten der Linde legte sich auf sie. Sie setzte sich auf eine Bank. Bald würde die Sonne untergehen und unten im Tal die Lichter angehen. Jetzt schon sah man vereinzelt, wie im Wald auf der anderen Talseite die Lichter eines Autos nach dem Weg spähten. …weiterlesen

Die törichte Frau

Eine Frau wohnte mit ihrem Mann und den Kindern in einem kleinen Haus am Fuss des Albis im Aeugstertal. Das Haus stand mitten in einem grossen Bungert, wo Apfel-, Zwetschgen- und Chriesibäume jedes Jahr reichlich Obst trugen. Die Frau sagte von sich, dass sie zu niemandem unfreundlich sein und niemandem etwas ausschlagen könne. Das stimmte in gewisser Weise auch.

Klopfte die Nachbarin an die Tür und bat um eine Handvoll Klaräpfel für Apfelmus, so antwortete die Frau: «Nehmen Sie so viele aus dem Hurdeli, wie Sie brauchen, und suchen Sie nur die schönsten heraus, damit das Apfelmus richtig hell wird.» Wenn die Kinder aber aus der Schule kamen, dann wetterte die Frau: «Die Nachbarin war wieder da und hat sich einen ganzen Korb voll Äpfel geholt, nur weil sie zu geizig ist, Äpfel zu kaufen, und zu faul, selber einen Baum zu ziehen. Schaut, dass ihr euch nie auf Kosten anderer den Bauch vollschlagt!» Die Kinder, die nach einem hellgrünen Apfel hatten greifen wollen, liessen ihre Arme sinken. Sie hatten keinen Hunger mehr.

Einmal nahm die Frau gerade einen Chriesiauflauf aus dem Ofen, als ein Freund des Mannes ins Haus trat. …weiterlesen