Karl Rüegg: Unheimlicher Mond

«Die September-Sage hat bei mir Erinnerungen aus meiner eigenen Kindheit geweckt. Wir wohnten zwischen 1939 und 1944 an der Culmanstrasse 40. Dort war das Zimmer im Korridor hinten links an Onkel Beat vermietet. Wenn er für einige Tage weg war, verlegten mich meine Eltern zum Schlafen dorthin.

In klaren Nächten schien mir dort der Mond durchs Fenster in mein Gesicht, bei Vollmond besonders hell. Das faszinierte mich einerseits. Andrerseits packte mich jeweils ein schwer zu beschreibendes Gefühl von Unruhe und Beängstigung. Nach kurzer Zeit überwältigte mich dann jedoch der Schlaf.

Trotz der widersprüchlichen Gefühle freute ich mich jedes Mal neu darauf, wenn ich wieder in Onkel Beats Zimmer schlafen durfte.»

Karl Rüegg, 8. Oktober 2016