Die Schuhspitzen von Herrn Randegger zeigten nach oben. Eine Frau im Totenzimmer sagte zu mir: «Kind, er ist jetzt im Himmel.» – Nein, sicher nicht, dachte ich. Der Randegger ist böse. Der kommt in die Hölle. …weiterlesen

Die Schuhspitzen von Herrn Randegger zeigten nach oben. Eine Frau im Totenzimmer sagte zu mir: «Kind, er ist jetzt im Himmel.» – Nein, sicher nicht, dachte ich. Der Randegger ist böse. Der kommt in die Hölle. …weiterlesen
Ein Mädchen und ein Junge hatten bis in den frühen Morgen getanzt und warteten nun beim Landesmuseum auf den Zug. Durch ihre Schuhsohlen drang die Januarkälte. Das Mädchen trat in schnellem Rhythmus von einem Fuss auf den nächsten, dabei blickte es auf die nahe Kreuzung. Vereinzelt fuhren Autos vorbei und blendeten es mit den Scheinwerfern. Es mochte diese kurzen Augenblicke der Blindheit.
Der Junge bückte sich. «Eine Brille, schau!» Beim Versuch, sie aus den Ästen eines Busches zu lösen, stach er sich. Mit einem leisen Fluch zog er seine Hand zurück und rieb sich Daumen und Zeigefinger, dann versuchte er es noch einmal. Als er es geschafft hatte, schob er die Brille dem Mädchen vorsichtig auf den Nasenrücken. Das Mädchen schaute den Jungen erwartungsvoll an, dessen schön geschwungene Lippen so nah waren, dass es die Wärme fühlen konnte.
«Passt», sagte er.
Das Mädchen errötete. Es reckte das Gesicht zu ihm empor und schloss dabei die Augen. …weiterlesen
Ich kann erst heute darüber sprechen.
Als Buben schauten wir die Fussball-Länderspiele immer bei Herrn Renfer vom ersten Stock. Bei ihm durften wir so richtig toben, wenn es Tore gab. Und auch sonst. Eines Tages, die Schweiz war gerade in Rückstand geraten, erstarrte Herr Renfer in seinem grünen Sessel und bekam einen leeren Blick. Seine Augen waren weit geöffnet, ebenso sein faltiger Mund. Wir sagten: Hallo, Herr Renfer! Aber er rührte sich nicht.
Herbie flüsterte, wir müssen es Frau Wohlgroth sagen, vielleicht ist etwas passiert, ein Herzinfarkt oder so. …weiterlesen
Eine Frau wohnte mit ihrem Mann und den Kindern in einem kleinen Haus am Fuss des Albis im Aeugstertal. Das Haus stand mitten in einem grossen Bungert, wo Apfel-, Zwetschgen- und Chriesibäume jedes Jahr reichlich Obst trugen. Die Frau sagte von sich, dass sie zu niemandem unfreundlich sein und niemandem etwas ausschlagen könne. Das stimmte in gewisser Weise auch.
Klopfte die Nachbarin an die Tür und bat um eine Handvoll Klaräpfel für Apfelmus, so antwortete die Frau: «Nehmen Sie so viele aus dem Hurdeli, wie Sie brauchen, und suchen Sie nur die schönsten heraus, damit das Apfelmus richtig hell wird.» Wenn die Kinder aber aus der Schule kamen, dann wetterte die Frau: «Die Nachbarin war wieder da und hat sich einen ganzen Korb voll Äpfel geholt, nur weil sie zu geizig ist, Äpfel zu kaufen, und zu faul, selber einen Baum zu ziehen. Schaut, dass ihr euch nie auf Kosten anderer den Bauch vollschlagt!» Die Kinder, die nach einem hellgrünen Apfel hatten greifen wollen, liessen ihre Arme sinken. Sie hatten keinen Hunger mehr.
Einmal nahm die Frau gerade einen Chriesiauflauf aus dem Ofen, als ein Freund des Mannes ins Haus trat. …weiterlesen